Ein turbulentes Jahr 2010 neigt sich dem Ende. Die in 2010 entstandenen Probleme und der nicht nur daraus entstandene Handlungsbedarf bestehen hingegen fort. Das Wort „turbulent“ trifft den Nagel auf den Kopf. Ein massiver Wandel in der energetischen Förderlandschaft, die Zunahme extremer Wetterszenarien, Fortschritte in der Technik und der permanent steigende und zwangsläufig vorhandene Veränderungswille der Menschen ergeben einen Mix aus Höhen und Tiefen. Wir erinnern uns…
Wichtige Anmerkung vorab: Dieses „Resümee“ erhebt übrigens keinen Anspruch auf Vollständigkeit – denn bei derart vielen Ereignissen ist eine vollständige Aufzählung nahezu unmöglich:
Katastrophen, Skandale & extreme Wetterszenarien:
An erster Stelle erinnert man sich gut an die Ölkatastrophe im Golf von Mexico, die auf das Konto von BP geht. Oder sollte man doch besser sagen, auf das Konto der amerikanischen Steuerzahler? Oder noch weitergefasst vielleicht doch auf das Konto aller Lebewesen, die die Konsequenzen langfristig zu tragen haben? Abermillionen Liter von auslaufendem Öl und ein Ölkonzern, der anfangs immer wieder über die Medien versuchte, beruhigende Botschaften zu verbreiten, dass einem die Schamesröte ins Gesicht steigt. So unterschätze man doch deutlich die Ölmengen, die Sekunde für Sekunde ins offene Meer gelangten. Schließlich übertrafen sich die Schätzungen in den Medien dann jedoch immer wieder aufs Neue. Dumm gelaufen… mehr als dumm.
Damit jedoch nicht genug. Regenwassermassen und ein Erdrutsch riefen in diesem Monat einen sozialen und ökologischen Notstand in Kolumbien aus. Flächenbrände auf der Nordhalbkugel, die noch lange nicht am Ende sind. Hochwasserflüchtlinge in Bosnien. Verheerender Waldbrand in Israel, unzählige Tote in Haiti, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen in Pakistan und Erdrutsch in Costa Rica. Erdrutsche und Überschwemmungen in Italien sowie Flutwellen vor Bangkok. Giftschlamm in Budapest, Überflutungen in Thailand, Unwettertote in Mexiko, Überschwemmungen in Nigeria, Unwetter in Zentralamerika… und und und.
Aber auch Deutschland blieb nicht verschont: Das Hochwasser in Deutschland, Polen und Tschechien hat mindestens zehn Menschen getötet. Orkan „Xynthia“ wütete auch in Deutschland und mindestens vier Menschen wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen.
Das Endlager Asse ist undicht. Täglich eindringendes Wasser (immerhin bis zu 12.000 Liter Salzlauge pro Tag) verschärft die Situation und führt wieder einmal die ohnehin ungelöste Endlagerungsproblematik in Erinnerung. Das Problem ist seit langem bekannt, aber dennoch war das Thema auch 2010 in den Medien präsent. Erhöhte Krebsfälle in der Nähe von Atomkraftwerken rufen ebenfalls Aufregung hervor.
Focus Online verkündete im vergangenen Monat: „Im Umfeld des maroden Atomendlagers Asse bei Wolfenbüttel ist eine erhöhte Zahl von Leukämie-Fällen bei Männern festgestellt worden. Frauen erkranken dort weit öfter an Schilddrüsenkrebs als anderswo. Die Gründe sollen nun erforscht werden.“ (Quelle: Focus Online)
In Dortmund hat ein Recyclingunternehmen für einen Umweltskandal gesorgt, da über Jahre hinweg Arbeiter und Anwohner mit krebserregenden Stoffen vergiftet worden sind. Dies berichtete taz.de im vergangenen Monat.
In Sachen Atomgesetz hat Bundestagspräsident Christian Wulff diesen Monat das umstrittene und von der Bundesregierung verabschiedete Gesetzespaket unterschrieben. Damit ebnete Wulff den Weg für Enteignungen bei einer potenziellen Einlagerung von Atommüll. Die Oppositionsparteien und diverse Bundesländer reichten in Bezug auf das Gesetzespaket mehrere Klagen vorm Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein. Das Thema bleibt weiter spannend und wird uns ganz sicher auch im kommenden Jahr weiter beschäftigen.
Wohl gemerkt: Zahlreiche und lautstarke Massenproteste (auch in punkto Stuttgart 21, Castor-Transport usw.) wurden überhört und schlichtweg ignoriert. Gesetze wurden – trotz diverser Petitionen und mehrerer Appelle an das Gewissen unserer Volksvertreter – unterzeichnet. Für viele Bundesbürger ein Skandal für unsere Demokratie.
Förderpolitik & Fördermittel:
Viele Sanierungswillige und verantwortungsbewusste Menschen, die 2010 in Erneuerbare Energien oder Energieeffizienz investieren wollten, hatten es schwer in diesem Jahr; Denn es gab spürbar deutliche Einschnitte mit nicht unerheblichen Konsequenzen.
Die Bundesregierung verabschiedete ihr vollmundiges „Energiekonzept“. Demnach sollte zunächst das CO2-Sanierungsprogramm deutlich besser ausgestattet werden und das BAFA-Marktanreizprogramm zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt sollte mit zusätzlichen Mitteln fortgeführt werden. Auch steuerliche Anreize waren geplant.
Stattdessen kürzte die Regierung außerplanmäßig zum Ärger vieler Investoren und Eigenheimbesitzern (und eigentlich streng genommen zum Ärger aller Menschen) die Einspeisevergütung für Photovoltaik-Anlagen und stärkte damit den bekannten Energiemonopolisten den Rücken. Dabei wäre eine Einkommensverteilung in Richtung Bürger mehr als wünschenswert und weitaus gerechter gewesen. Durch die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken sicherte die schwarz-gelbe Koalition den Betreibern quasi Milliardengewinne zu. Da hilft auch eine halbherzige „Brennelemente-Steuer“ reichlich wenig, wenn dies auf Kosten der Sicherheit geht. Unausgeglichener kann eine Förderpolitik eigentlich kaum sein. Scha(n)de!
Fördermittel für private Haushalte wurden reichlich gekürzt und zusammengestrichen. So wurden wichtige BAFA-Mittel zur Förderung von Erneuerbaren Energien im Wärmemarkt recht kurzfristig für mehrere Monate eingefroren, was erhebliche Investitionsunsicherheiten schuf. Darüber hinaus wurden nahezu urplötzlich energetische Sanierungsmaßnahmen durch die KfW in punkto Einzelmaßnahmen nicht mehr gefördert und zum 01.09.2010 eingestellt. Die Folge waren: Rückschritte im Umweltschutz und Milliardenverluste in Industrie und Handwerk, was wiederum zeitgleich erhebliche Steuereinbußen bedeutete. Keine besonders kluge Maßnahme, wenn man bedenkt, dass sich die Zuschüsse ohnehin durch wirtschaftliche Mehrwerte (Steuereinnahmen, Beschäftigungseffekte, volkswirtschaftlich Multiplikatoreffekte, …) automatisch refinanzieren und darüber hinaus auch noch Gewinne in die Volkswirtschaft und in die Staatskassen spülen. Na ja, ein anderes Mal klappt es vielleicht besser, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Lichtblicke:
Neben den genannten - sicherlich nicht vollständig aufgezählten - Schattenseiten gab es auch einige Lichtblicke in 2010. Diese möchten wir auch kurz – ebenfalls skizzenartig – nennen. Denn Schattenseiten sollten nicht lähmen, sondern zu neuem Tun anspornen. Auch wir verfolgen leben bei uns die „Philosophie“, dass wir lieber an Chancen glauben als uns in Problemen zu verlieren.
Zu den Lichtblicken zählte zum Beispiel der Streckenrekord in Sachen Elektromobilität. Im Oktober konnte ein umgebauter Audi A2 erstmals gut 600 Kilometer von München nach Berlin ohne Ladestopp fahren. Dafür war das Fahrzeug rund sieben Stunden unterwegs. Dies beweist das Potenzial, das in der Elektromobilität steckt und zukünftig noch breitenwirksam erschlossen werden will.
Im Rahmen eines Spitzengesprächs der Bundesregierung mit Industrie, Wissenschaft und anderen relevanten Akteuren am 3. Mai 2010 wurde die Nationale Plattform Elektromobilität - kurz NPE – gegründet. Ziel dabei ist die Erreichung eines Leitmarktes für Elektromobilität in Deutschland mit mindestens einer Million Fahrzeugen bis 2020.
In Sachen BAFA-Marktanreizprogramm hat die Länderkammer eine Verstetigung der Fördermittel auf 500 Millionen Euro jährlich bis 2015 gefordert (Quelle: sonnenseite.com). Was aus dieser Forderung wird, bleibt abzuwarten. In jedem Falle aber ein positives Signal.
Trotz der Restriktionen und politischen Blockaden in 2010 ist es gelungen, den Anteil an Erneuerbaren Energien noch weiter auszubauen. Hier ein exemplarischer Auszug aus einem Ranking der EnergyMap (Stand: 02.11.2010) in Bezug auf regenerativen Strom (Basis: Stromverbrauch):
Brandenburg: 46%
Mecklenburg-Vorpommern: 35%
Schleswig-Holstein: 31%
Niedersachsen: 28%
Sachsen-Anhalt: 27%
Der Anteil des EEG-Stroms auf Bundesebene liegt übrigens derzeit bei über 16% - dank unglaublicher Wachstumsraten, die selbst Kritiker ins Staunen versetzen. Das ist auch gut so, denn diese Raten lassen hoffen, die gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Darüber hinaus kündigt die Firma SANYO in diesem Monat an, kristalline Solarmodule mit einem Zellwirkungsgrad von 21,6% kommendes Jahr auf den Markt zu bringen. Dies wäre dann weltweit der höchste Wirkungsgrad von Solarmodulen in Serienproduktion. In Sachen Technik tut sich also ebenfalls sehr viel. Dies gilt auch für die Stromspeicherung. So hat zum Beispiel Display Energy zusammen mit dem Fraunhofer ISE und dem Fraunhofer ISIT ein Speichersystem für dezentrale Stromproduktion bereits in der Pilotfertigung. Daneben gibt es auch schon diverse Hersteller und Marken, die Speichersysteme anbieten bzw. anbieten wollen.
Und was ist in Sachen Energieberatungsdienstleistungen los?
Obwohl sich für erschreckende 45% der Energieberater laut einer Studie der Fachzeitschrift geb die Auftragslage in Sachen Energieberatungsdienstleistungen stark verringert hat und sich die Auslastung nur bei nur 9% der Energieberater etwas vergrößert hat, konnte enerpremium diesem negativen Trend trotzen und die Anzahl der durchgeführten Energieberatungen noch weiter ausbauen.
Daher möchten wir uns an dieser Stelle bei unseren Kunden und Geschäftspartnern für die gute Zusammenarbeit und das Vertrauen in 2010 bedanken. Gemeinsam mit Ihnen und den Lesern freuen wir uns auf das kommende Jahr und wünschen allen erholsame Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Gemeinsam können wir die Energiewende herbeiführen!
Auf ein energiereiches 2011…
Ihr enerpremium-Team
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