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Montag, 18. Oktober 2010

Machen Erneuerbare Energien unseren Strom wirklich teurer?

Vergangene Woche überschlugen sich die Schlagzeilen bereits. „Alternative Energien machen Strom teurer“ hieß es im Weser Kurier. Financial Times Deutschland sprach sogar von einem „ökologischen Stromschlag“.

Sind die Erneuerbaren Energien tatsächlich für Strompreiserhöhungen verantwortlich? Daran schließt sich die Frage an, ob es neben den anfallenden Kosten auch vielleicht einen (wirtschaftlichen) Nutzen gibt?

Aber beginnen wir mit dem eigentlichen Grund für die Schlagzeilen:

Nüchtern betrachtet soll die so genannte Umlage für Erneuerbare Energien (auch EEG-Umlage genannt) um knapp 70% im kommenden Jahr steigen. Damit beträgt die Umlage, die die Stromkunden tragen müssen, 3,53 Cent pro Kilowattstunde (aktuell sind es übrigens 2,047 Cent pro kWh) (Quelle: Klima-Lügendetektor).

Ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt (2 Erwachsene + 2 Kinder) verbraucht im Jahr ca. 4.000 kWh, was rechnerisch Kosten in Höhe von 141,20 Euro für die Umlage bedeutet. Isoliert betrachtet scheint das auf den ersten Blick ein spürbarer Kostenblock zu sein. Die Betonung liegt hier jedoch auf „isoliert“.

Denn eine faire Betrachtung würde die Kosten der konventionellen Stromerzeugung (etwa durch Atomkraftwerke) vergleichend gegenüberstellen. Eine faire Betrachtung müsste den angeprangerten Kosten auch den volkswirtschaftlichen Nutzen gegenüberstellen. Nur dann ergibt sich ein sehr viel differenzierteres Bild.

Zwar ist der Strom aus konventionellen Energien augenscheinlich günstiger, jedoch sind in diesem Preis nicht die Kosten für die Umwelt- und Klimaschäden eingerechnet. Der ee-Blog verweist dabei zusätzlich auf die Gefahren der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Wie sieht es mit Atomstrom aus?

Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat diesbezüglich im Auftrag von Greenpeace genauer nachgerechnet: Bisher wurden Atomkraftwerke mit mindestens 204 Milliarden Euro subventioniert, was einem Wert von 4,3 Cent je kWh entspricht. Hinzu kommen die Kosten der bisher ungeklärten Endlagerung des Atommülls, die vor allem künftige Steuerzahler belasten. Vor diesem Hintergrund relativieren sich die besagten 3,53 Cent pro kWh ein ganzes stückweit.

Merke: Im Gegensatz zu den konventionellen Energieträgern produzieren die Erneuerbaren Energien zusätzliche volkswirtschaftliche Gewinne. Außerdem sind die Kosten klar kalkulierbar und es gibt keine weiteren versteckten Kosten, womit es sich um einen echten und damit ehrlichen Preis handelt.

Laut dem Marktforschungsunternehmen TNS Emnid sind 75% der Deutschen bereit, in die Förderung der Solarenergie zu investieren (Quelle: Geb-Info). Die Deutschen wollen zudem die Energiewende. Laut Infratest dimap sprechen sich 84% der Bürger gegen die geplante Absenkung der Solarstromförderung aus. Demgegenüber stehen zudem nur sehr wenige Atom-Befürworter.

Experten bestätigen darüber hinaus immer häufiger, dass die Strompreiserhöhungen weit über das hinausgehen, was durch die EEG-Umlage zu rechtfertigen wäre. So betonte Björn Klusmann (Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie) bereits im Februar 2010, dass die Erneuerbaren Energien nicht die Kostentreiber sind, sondern ganz im Gegenteil einen kostensenkenden Effekt an der Strombörse haben. Die neue EEG-Umlage dürfe von den Stromkonzernen deshalb nicht zum Anlass für Strompreiserhöhungen genommen werden (Quelle: Pressemitteilung von der Agentur für Erneuerbare Energien vom 25.02.2010). Im Jahr 2008 sorgten die Erneuerbaren Energien z.B. für Preisdämpfungen von bis zu 5,4 Miliarden Euro (Quelle: Klima-Lügendetektor).

In der Kosten-Nutzen-Betrachtung gewinnen die Erneuerbaren Energien gegenüber der isolierten Betrachtung deutlich:

Die Erneuerbaren Energien (d.h. konkret Wind- und Sonnenenergie, Wasserkraft. Biomasse und Geothermie) decken momentan mehr als 16 Prozent des deutschen Strombedarfs. Die Förderung dieser Energien beläuft sich nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber 2010 auf ca. 8,2 Milliarden Euro. Laut Bundesumweltministerium konnte der erneuerbare Strom allein im vergangenen Jahr rund 69 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermeiden. Umgerechnet sind das positive Effekte in Höhe von 5,7 Milliarden Euro für vermiedenen Klima- und Umweltschäden. Erneuerbare Energien ersetzen Steinkohle, Erdgas und Uran und machten so im vergangenen Jahr Rohstoffimporte in Höhe von 2,2 Milliarden Euro überflüssig. Für 2010 liegen noch keine Daten vor, aber eines ist sicher: Schwächer sind die positiven Effekte nicht geworden (Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien


Erneuerbare Energien sichern zusätzlich Arbeitsplätze und kurbeln die Auftragslage auch im Mittelstand an. Insofern wäre eine fairere Berichterstattung wünschenswert.

Abschließend noch ein interessanter Film zur Geschichte des EEG: