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Mittwoch, 15. Dezember 2010

Post von der swb / Strompreiserhöhung mit fragwürdigen Argumenten

Schauen wir uns das Schreiben, das viele Stromkunden kürzlich erreichte doch mal genauer an:

„Die gute Nachricht macht den Anfang: Unsere Einkäufer konnten den Strom für 2011 zu sehr guten Konditionen beschaffen. Die Kosten für die Beschaffung sind somit niedriger, als sie es für 2010 waren“, schreibt die swb am 10.12.2010 an ihre Kunden.

Klingt zunächst verlockend. Gleich im folgenden Satz kommt jedoch das große Aber, das so sicher wie das Amen in der Kirche war: „Wären die Beschaffungskosten die einzigen Preis bestimmenden Elemente, hätte das sinkende Strompreise für Sie bewirkt.“ – spätestens an dieser Stelle entsteht im Kopf des swb-Kunden ein großes, trauriges Ausrufezeichen. Ein Ausrufezeichen, dass die swb-Kunden zum 01. Februar 2011 teuer bezahlen müssen.

Gleich im folgenden Absatz zieht die swb dann den bekannten und viel zitierten Übeltäter aus dem Ärmel: Die Erneuerbaren Energien bzw. die viel gescholtene EEG-Umlage. Alles andere als fair und die übliche, höchst ärgerliche Augenwischerei.

Wer derartige Argumente anführt, verkürzt die Wahrheit, um damit bewusst zu verschleiern. Der Bund der Energieverbraucher formuliert es sehr treffend so: „(…) [D]ie Polemik gegen Erneuerbare ist in Wahrheit ein Ablenkungsmanöver, mit dem die Stromkonzerne von ihren überzogenen Preisen und Gewinnen ablenken. (…)“ (Quelle: Bund der Energieverbraucher). Damit ist eigentlich schon alles gesagt. 

Nüchtern betrachtet soll die so genannte Umlage für Erneuerbare Energien (auch EEG-Umlage genannt) um knapp 70% im kommenden Jahr steigen. Damit beträgt die Umlage, die die Stromkunden tragen müssen, 3,53 Cent pro Kilowattstunde (aktuell sind es übrigens 2,047 Cent pro kWh) (wir berichteten). So schreibt es auch die swb. Erzählen wir die Geschichte aber der Fairness halber doch bis zum Schluss.

Zentrale Frage, die sich die swb gefallen lassen muss: Warum wird in dem Brief der swb eigentlich der noch viel stärker wirkende, preissenkende Effekt der Erneuerbaren Energien aus der Rechnung ausgeklammert und nicht einmal mit angeführt? Eine mögliche Antwort: Damit lassen sich die Gründe für die Preissteigerungen nicht mehr logisch rechtfertigen!

Hier wichtige Fakten, die auch der Bund der Energieverbraucher kritisch anführt, ohne dabei explizit auf swb zu verweisen:

1.)    Die Stromeinkaufspreise der Stromunternehmen haben sich - auch durch die Einspeisung von erneuerbarem Strom (!) - in den letzten zwei Jahren deutlich verringert: Zwischen 2009 und 2010 um 0,9 Ct/kWh und zwischen 2010 und 2011 um 0,5 Ct/kWh. Die KWK-Umlage sinkt zudem zwischen 2010 und 2011 um 0,1 Ct/kWh. Kostenseitig also keine Rechtfertigung für eine Strompreiserhöhung

2.)    Es ist unehrlich und unfair nur die Kostensteigerung des EEG an die Verbraucher weiterzureichen, aber die Kostensenkungen beim Stromeinkauf hingegen stillschweigend als Zusatzgewinn für sich zu behalten 

3.)    Die Stromverbraucher ermöglichen den Energiekonzernen riesige Zusatzgewinne. Ein paar Zahlen dazu? Gerne doch: Die Gewinne der drei größten Stromkonzerne sind von sechs Milliarden Euro jährlich im Jahr 2002 auf über 23 Milliarden jährlich im Jahr 2009 angestiegen. Zufall? Wenn, dann aber zumindest ein sehr gewinnbringender!

4.)    Marktpreise orientieren sich nicht ausschließlich an den Kosten, sondern auch an den Preisen der Wettbewerber. Die Erhöhung der Preise kommt unterm Strich einer Marktabsprache gleich, die die Stromverbraucher teuer bezahlen und die Zusatzgewinne der Stromkonzerne weiter ansteigen lassen

5.)    Interessant auch, dass die Versorger Kostensenkungen nicht an die Verbraucher weitergeben, obwohl es hier doch eine rechtlich verbindliche „Ansage“ vom Bundesgerichtshof gibt!

6.)    Der verblüffende und schnell voranschreitende Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung reduziert durch den Vorrang der Erneuerbaren Energien den Stromabsatz aus herkömmlichen Kraftwerken. Nicht gerade gut für das Kerngeschäft der Stromkonzerne. Daher bietet es sich natürlich an, jede Chance zu nutzen, um die Öffentlichkeit gegen die Förderung erneuerbarer Stromerzeugung aufzubringen

Kein Wunder also, dass auch die Verbraucherzentrale Bremen Verbrauchern dazu rät, den Stromanbieter zu wechseln. Wortwörtlich heißt es dort: „Nur marktbeherrschende Unternehmen wie die swb sind in der Lage, Preissteigerungen zu 100% an die Kunden weiterzugeben“ (Quelle: Verbraucherzentrale Bremen).

Doch eines ist sicher. In jedem Skandal liegt auch stets eine Chance: Zum Beispiel die nachhaltige Möglichkeit zu einem Stromanbieter zu wechseln, der zu 100% auf konventionelle und umweltschädliche Energien verzichtet. Damit lassen sich nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch umweltbezogene Vorteile erzielen.

Wichtig dabei: Der Stromanbieter sollte wirtschaftlich unabhängig von den Energieversorgern sein. Nur so lässt sich gesellschaftlich etwas verändern. Geld ist offenkundig die einzig verständliche Sprache der Energieversorger. Also sprechen wir heute Euro und wechseln gleich: Hier eine Übersicht über unabhängige und zukunftsweisenden Firmen: http://www.atomausstieg-selber-machen.de/ (Einer unserer Bremer Mitarbeiter wechselte z.B. kürzlich zu naturstrom und spart jetzt schätzungsweise bis zu 20 Euro im Jahr). Eigenes Nachrechnen ist immer empfehlenswert. Der Wechsel ist in der Regel innerhalb von 5-10 Minuten erledigt und ist denkbar einfach. 

Fazit: In Wahrheit sind die Erneuerbaren Energien der Hoffnungsträger unserer Energieversorgung überhaupt. Höchste Zeit also, dass die Erneuerbaren nicht mehr zum Sündenbock erklärt werden, denn das wird ihrer wahren Rolle nicht gerecht.