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Donnerstag, 21. November 2013

Augenwischerei beim Netzausbau:Überdimensionierung statt Augenmaß

Der Netzausbau wird künstlich überdimensioniert, so dass er unterm Strich größer ausfallen soll als er de facto notwendig ist. Es geht um neue Autobahnen für Atom- und Kohlekraft statt um wirksame Bremsen für den Strompreis. Das thematisiert ein interessanter Artikel im Magazin energiezukunft der Naturstrom AG (Heft 15 - Herbst 2013, Artikel: „Die kritische Seite“ von Ingo Leipner).

Bild: Uwe Schlick  / pixelio.de
In einem Beitrag für die Zeitschrift „Publicus“ schreibt der Energie-Experte Prof. Lorenz Jarass, dass der Ausbauplan des Stromnetzes gravierende methodische Fehler aufweist. Professor Jarass sieht den Knackpunkt im überdimensionierten Netzausbau. Hier sehen die Netzentwicklungspläne eine Übertragungsleistung von 90 Prozent vor. Diese Leistung wird jedoch nur in seltenen Jahresspitzen benötigt. Eine optimale Förderleistung für Erneuerbare Energien (vom Ort der Erzeugung in weiter entfernte Nachfragegebiete), liegt jedoch für das gesamte Stromnetz bei 60 bis 70 Prozent.

Das gleicht einem Schildbürgerstreich, so Jarass und er vergleicht es mit der Planung einer Autobahn. Das wäre als plane man mit dem gewaltigen Verkehrsaufkommen vom Frankfurter Kreuz eine Autobahn in Mecklenburg-Vorpommern. Durch den gesetzlichen Vorrang der Erneuerbaren Energien wird es für den konventionellen Strom zu eng im Netz. Ein flexibles Rauf- und Runterfahren der Kraftwerke ist nötig, aber unrentabel. Jedoch mit neuen Spuren auf der Stromautobahn können Atom- und Kohlestrom ungestört über weite Strecken transportiert und vermarket werden. So wird diese Tatsache umschrieben und kommuniziert. Die Erneuerbaren Energien bringen die Netze an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Ist das wirklich so, oder ist es Augenwischerei? Der Autor Mathias Willenbacher bringt mit seinem Buch „Mein unmoralisches Angebot“ an die Kanzlerin das Thema auf den Punkt: „Der Plan der Konzerne: Volle Pulle weiter Kohlestrom zu produzieren und im Ausland verkaufen. Das ist zwar ökonomisch für sie logisch, konterkariert aber das Ziel der Energiewende, die Stromproduktion künftig kohlendioxidarm- oder gar -frei zu machen.“