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Dienstag, 2. September 2014

Klimaschutzziel bis 2020 nicht mehr realistisch

Bundeskanzlerin Merkel wird sowohl bei der Weltklimakonferenz in Lima/ Peru als auch beim Klimagipfel in New York im September fehlen. Zwar wird sie im nächsten Jahr zu den Gipfelteilnehmern in Paris gehören, allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Stimme Deutschlands deutlich wahrnehmbar sein wird, so DIE WELT.

Bild: Uwe Wattenberg  / pixelio.de
Dies hat einen guten Grund. Deutschland wird, laut der Unternehmensberatung McKinsey, sein eigenes CO2-Minderungsziel von minus 40 Prozent deutlich verfehlen. Wenn man schon seine eigenen Ziele nicht erreichen kann, ist es eher schwierig, für schärfere CO2-Einsparungen in Europa und der Welt zu plädieren.

McKinsey hat hierzu einen "Energiewende-Index" erstellt, welche das klimapolitische Scheitern in nüchternen Daten aufzeigt. Bereits seit zwei Jahren misst ein Team von Energieexperten penibel alles nach, was von der Politik an Energiewende-Zielen vorgegeben wird.

Das Fazit der Experten ist ernüchternd: Das Erreichen der elementaren Ziele der Energiewende ist trotz des massiven Ausbaus er Erneuerbaren Energien nicht mehr realistisch.

Ganz besonders das Ziel, die Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid bis zum Jahre 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken wird deutlich verfehlt. Um dies noch erreichen zu können, müsste die Bundesregierung den CO2-Ausstoß ab sofort jährlich um 3,5 Prozent reduzieren. Allerdings gelang ihr seit 2000 im Schnitt jährlich eine Minderung von nur rund 0,7 Prozent und zwar trotz des erheblichen Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Laut McKinsey also ein kaum erreichbares Ziel.

Bisher konnte sich die Bundesregierung im internationalen Raum mit ihrem klimapolitischen Eifer brüsten. Allerdings steht sie nun vor der wichtigsten Klimakonferenz des Jahrzehnts, der Pariser COP 21, ziemlich entblößt dar.

Denn selbst eine Rückkehr zu den höchsten Verringerungsraten der vergangenen 25 Jahre (2,3 Prozent pro Jahr) würde nicht ausreichen und dadurch auch nicht die Verhältnisse im Inland verbessern, so McKinsey.

Die McKinsey-Experten belegen anhand weiterer Vergleiche, dass ein Erreichen des Klimaziels bis zum Jahr 2020 nahezu unmöglich ist. Die angestrebte 40-prozentige CO2-Minderung könnte sich nur noch einstellen, wenn alle deutschen Braunkohlekraftwerke bis dahin komplett durch Erneuerbare Energien ersetzt wurden.

Die Experten sehen unter diesen Gesichtspunkten für die Bundesregierung keine andere Möglichkeit außer zurückzurudern und die offiziellen Klimaschutzziele zu reduzieren.

Auch das Erreichen weiterer Ziele der Bundesregierung ist fraglich. Von 15 energiepolitischen Zielen mit festen Plandaten, kann die Regierung aktuell neun nicht erreichen, so die Düsseldorfer Beratungsfirma McKinsey.

Die Experten stellen fest, dass sich zum Beispiel der Stromverbrauch bis 2020 nicht wie angestrebt um zehn Prozent senken lässt. Zwar wurden im vergangenen Jahr 1,1 Prozent weniger Strom als im Jahr zuvor verbraucht, allerdings reicht dies rechnerisch noch nicht aus.

McKinsey analysiert, dass bislang nicht nur die wichtigsten umwelt- und klimapolitischen Ziele verfehlt werden, sondern auch die Wirtschaftlichkeit der Energiewende aus dem Ruder läuft. So ist zum Beispiel die EEG-Umlage auf fast das doppelte des angestrebten Zieles angestiegen, obwohl Merkel diese bei 3,5 Cent pro Kilowattstunde konstant halten wollte.

Die Analysten glauben, dass sich trotz der diesjährigen Reform des EEG die Kostenbelastung für Industrie und Verbraucher nicht deutlich verringern wird. Weiterhin trägt die zu hohe Umlage dazu bei, dass die durchschnittlichen Haushaltsstrompreise um 46 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegen - die Industriestrompreise um 18 Prozent.

Einige Energiewende-Ziele werden dennoch erreicht. Stabile Arbeitsplatzzahlen in der stromintensiven Industrie und beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ist eines davon. Zwar geht der Neubau von Solaranlagen laut McKinsey in diesem Jahr zurück, das Ausbauziel wird trotzdem zu 36 Prozent übererfüllt, so DIE WELT.

Auch als realistisch gelten die Ziele beim Stromnetzausbau, allerdings nur, weil die Bundesregierung zuletzt selbst die Zahlen etwas reduziert hat.